Fachartikel

Vier Albträume von Lebensmittel­herstellern

Vier häufige Anlässe für Produktrückrufe – und vier einfache Lösungen
Lebensmittelsicherheit bleibt eine Herausforderung – das zeigt die hohe Zahl von jährlich rund 12.000 Produktrückrufen allein in der EU. Von nicht lesbaren Etiketten bis zu fehlenden Allergen-Angaben, von Fremdkörperkontaminationen bis zu undichten Siegelnähten: Wie können Hersteller Risiken minimieren? Ein Überblick über Auszeichnungs- und Inspektionslösungen, mit denen sich das Aussondern fehlerhafter Produkte automatisieren lässt.
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roduktrückrufe sind ein Albtraum von Lebensmittelherstellern – nicht nur, weil es richtig teuer werden kann. Es drohen Gesundheitsgefahren für Konsument*innen, Imageschäden bei Grossabnehmern und Endkund*innen, zusätzlicher Arbeitsaufwand durch Chargenrückverfolgung. Und bei den potenziellen Kosten sind die Grenzen nach oben offen, sei es durch Vertragsstrafen, Geldbussen, Schadenersatz- oder Schmerzensgeldzahlungen. Empfindliche Sanktionen und konsequente Aufarbeitung sind zum Schutz von Leben und Gesundheit der Menschen indes dringend notwendig, denn unsichere Lebensmittel können dramatische Folgen haben.
Risikofaktor 1

Fehlende, falsche oder unzureichende Auszeichnung 

Gesetzesänderung nach tödlichem Baguette-Genuss 

Ein tragisches Beispiel ist der Fall des britischen Teenagers Natasha Ednan-Laperouse. An Bord eines Flugzeugs von London nach Paris bestellte die 15-jährige ein Baguette. Sie litt an einer Allergie gegen Sesamsaat, wie sie im Baguette zwar enthalten, aber nicht ausgewiesen war. Kurz nach dem Verzehr starb Natasha in 35.000 Fuss Höhe im Beisein ihres Vaters an einem anaphylaktischen Schock. Aus diesem Ereignis, das international Schlagzeilen machte, resultiert das so genannte Natasha´s Law, das in Grossbritannien 2021 in Kraft trat. Unter anderem müssen nach diesem Gesetz auf Lebensmitteln heute alle Inhaltsstoffe angegeben und die Allergene textlich hervorgehoben werden. 

Die Lösung: Inhaltsstoffe automatisiert deklarieren 

Auszeichnungslösungen, die sich bei jedem Produktwechsel die aktuellen, vollständigen und korrekten Produktinformationen aus dem zentralen System ziehenübernehmen, können menschliche Fehler bei der Auszeichnung verhindern. Ein optisches Inspektionssystem kann die Etiketten zudem auf Vorhandensein, korrekte Positionierung und Lesbarkeit überprüfen, sodass Missverständnisse zum Beispiel beim MHD Mindesthaltbarkeitsdatum oder den Inhaltsstoffen verhindert werden. 

Risikofaktor 2

Kontamination mit nichtmetallischen Fremdkörpern 

Stücke des Förderbands in der Cervelatwurst 

Junger, zarter Sonnenmais mit Glassplittern, geriebener Emmentaler mit blauen Kunststofffremdkörpern, Delikatess-Cervelatwurst, die Teile eines Förderbands enthält: Fast täglich gibt das Bundesministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Zusammenarbeit mit den Bundesländern Lebensmittelwarnungen heraus. Ein Blick in ihr Portal www.lebensmittelwarnung.de gibt einen guten Eindruck davon, wie alltäglich es ist, dass unsichere Lebensmittel auf den Markt kommen. Mit vorn dabei sind Lebensmittelkontaminationen durch Fremdkörper – oft Glas-, Metall- oder Kunststoffteile, die bei Sichtkontrollen teils schwierig bis gar nicht zu erkennen sind. 

Die Lösung: Elektromagnetische Festkörperdetektion 

Röntgeninspektionssysteme erkennen mithilfe elektromagnetischer Wellen, ob sich ein Fremdkörper in einem Produkt befindet. Dieser wird durch die Differenz zwischen a) der spezifischen Dichte des Lebensmittels und b) der Dichte des Fremdkörpers entdeckt. Treten in einer Produktionslinie Kontaminationen durch Materialien wie Metall, Kunststoff, Stein, Glas oder Knochen auf, ist Röntgeninspektion die richtige Technologie. Sind allerdings ausschliesslich Metallkontaminationen zu erwarten, ist ein Metalldetektor die passendere Wahl. 

Risikofaktor 3

Kontamination mit metallischen Fremdkörpern 

Schraube locker: Metallkontamination als häufige Rückrufursache 

Ein bei Reparaturarbeiten heruntergefallenes Stück Lötdraht, die verlorengegangene Haarnadel einer Mitarbeiterin oder eine Schraube, die sich durch Vibration gelöst hat: Metallische Kontaminationen gehören zu den häufigen Sicherheitsrisiken in der Lebensmittelproduktion. Metallteile können sehr gefährlich werden, da im Falle eines versehentlichen Verzehrs schwerwiegende Folgen wie innere Verletzungen oder herausgebrochene Zähne drohen. Glücklicherweise sind Metallteile mit der passenden Technologie äusserst zuverlässig detektierbar.  

Die Lösung: Suchtechnik für Eisen- und für Nichteisenmetalle 

Metalldetektoren erkennen anhand elektromagnetischer Felder, wenn sich metallische Fremdkörper in Produkten befinden. Sie detektieren dabei eisenhaltige Metalle ebenso wie nicht eisenhaltige – also zum Beispiel auch die nicht magnetischen Metalle Aluminium, Kupfer und Blei. Reine Metallsuchtechnik ist überall dort sinnvoll, wo Verunreinigungen durch andere Materialien in der Fertigungslinie weitestgehend ausgeschlossen werden können. Wo andere Materialien sich nicht ausschliessen lassen, sollten die oben beschriebenen, universelleren Röntgeninspektionssysteme eingesetzt werden. 

Risikofaktor 4

Sichtbare Mängel an Produkten und Verpackungen 

Ohne dichte Siegelnaht keine verlässliche Mindesthaltbarkeitsdatums MHD-Angabe 

Braune Flecken an den Äpfeln im folierten Papp-Tray, eine geknickte Bratwurst im Viererpack oder eine undichte Siegelnaht bei den unter Schutzatmosphäre verpackten Käsescheiben: Lebensmittelqualität, Hygiene und Haltbarkeit hängen nicht nur von versteckten Fremdkörpern, unsichtbaren Bakterien oder chemischen Kontaminationen ab. Auch deutlich sichtbare Makel wie die oben genannten kommen in der Industrie häufig vor und sind geeignet, den Ruf der Hersteller zu beschädigen – auch weil die Mängel trotz aller Offensichtlichkeit bei der Qualitätskontrolle durchgerutscht sind. 

Die Lösung: Optische 100 %- Prüfung von Produkten und Verpackungen 

Inspektionskameras prüfen die Integrität von Produkten auf Faktoren wie Vollständigkeit, Form und Unversehrtheit. Eine optische Analyse von Oberflächen oder Strukturen gleicht den Zustand mit zuvor definierten Qualitätsmerkmalen ab. Durch lernfähige Software werden die Kamerabilder immer zuverlässiger ausgewertet. Neben den Produkten lassen sich auch die Verpackungen als solche prüfen: Sind die Siegelnähte vollständig verschlossen? Sind in der Naht überstehende Aufschnittscheiben oder Verunreinigungen eingeschlossen? Inspektionskameras können ausserdem dazu eingesetzt werden, das Vorhandensein, die richtige Positionierung, die Unversehrtheit und die rechtskonforme Bedruckung von Etiketten zu validieren. 

Fazit

Die Auslieferung unsicherer Lebensmittel kann Menschen schädigen, das Image des Herstellers beeinträchtigen, viel Arbeitsaufwand und hohe Kosten nach sich ziehen. Vier der häufigsten Auslöser von Produktrückrufen lassen sich heute durch Inspektions- und Auszeichnungslösungen sehr zuverlässig eliminieren. Betroffene Verpackungen werden durch Ausscheidesysteme automatisch aus der Fertigungslinie ausgesondert – so einfach lassen sich Alpträume vermeiden. 

Manufaktur Alfred Faller

Lebensmittelindustrie
Die Manufaktur Alfred Faller stellt in Utzenfeld im Schwarzwald Premium-Konfitüren her, nach alter Tradition im Kupferkessel von Hand gerührt.
  • 1913 gegründet
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Automatisierte Qualität & transparente Daten

Die Manufaktur Alfred Faller wollte mit Bizerba ein automatisiertes Qualitätssicherungs-System bezüglich Kontaminationen, Über- und Unterfüllung realisieren. Daten sollten transparenter und die Maschinenauslastung auf 75 bis 80 Prozent gesteigert werden.
Benefits
Die Bizerba Lösung bestand in einer umfassenden Digitalisierung und Vernetzung inklusive neuer Checkweigher, Metalldetektoren, Ausscheidesysteme, Drucker und Scanner. Der Aufwand für die Qualitätssicherung konnte minimiert und die Produktivität um 15 Prozent gesteigert werden.
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“Wir wollten bestmögliche Datentransparenz und 75 bis 80 % Maschinenauslastung erreichen. »
Thomas Kessler
IT-Leiter, Alfred Faller GmbH
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